Lesekreis "Türkische Literatur"

Ayşe Kulin: "Der schmale Pfad"

am Dienstag, 16. Mai 2023, 19:00 Uhr
im Haus der Patriotischen Gesellschaft, 2. OG, Gesellschaftsraum
Trostbrücke 4 (Kontoreingang), 20457 Hamburg

Einführung und Moderation: Detlef Rönfeldt (Sprecher des Lesekreises)

Am 16. Mai wird sich der Lesekreis "Türkische Literatur" mit dem Roman "Der schmale Pfad" von Ayşe Kulin befassen, einem Buch, in dem die Autorin, eine der bekanntesten und erfolgreichsten Schriftstellerinnen der Türkei, den türkisch-kurdischen Konflikt zum Thema gemacht hat.

In einem Gefängnis irgendwo in der Türkei treffen zwei Frauen aufeinander: eine Kurdin, die wegen "Separatismus-Propaganda" in Haft sitzt, und eine türkische Journalistin, die ein Interview mit ihr führen will, weil sie glaubt, in der kurdischen "Terroristin" eine Freundin aus Kindertagen erkannt zu haben.

Fast einen ganzen Tag lang sprechen die beiden Frauen miteinander und versuchen, Nähe und Vertrauen aufzubauen. Angesichts der unterschiedlichen Positionen, Vorurteile und Verhärtungen, die den türkisch-kurdischen Konflikt prägen und bis heute so kompliziert machen, ist das ein schwieriges Unterfangen. Es gelingt – in Ayşe Kulins Roman – durch einen literarischen "Kniff": Die beiden so verschiedenen Frauen, deren Lebensläufe im Mittelpunkt des Buches stehen, sind durch eine gemeinsame Kindheit im Osten Anatoliens biografisch eng miteinander verbunden.  

Ayşe Kulin, 1941 in Istanbul geboren, wuchs als Tochter einer wohlhabenden Familie mit bosnischen und tscherkessischen Wurzeln in Ankara auf. Sie studierte (am American College for Girls in Istanbul) Literaturwissenschaft, ist Mutter von vier Söhnen und kann auf eine lange Karriere zurückblicken –  nicht nur als Autorin von Romanen und Erzählungen, sondern auch als Journalistin und Film- und Fernsehproduzentin. 1997 wurde sie von der Universität Istanbul zur "Autorin des Jahres" gewählt. Politisch aktiv ist sie (als Sozialdemokratin) schon seit dem Militärputsch vom Mai 1960, der mit der Ermordung von Ministerpräsident Menderes endete. 2007 wurde sie zur UNICEF-Botschafterin ernannt.

Ayşe Kulins mit vielen Preisen ausgezeichnete Romane landen in der Türkei regelmäßig auf den Bestsellerlisten – auch "Der schmale Pfad", der im Original "Bir Gün" ("Ein Tag") heißt und 2005 erschien. Sie ist dafür sehr gelobt, aber auch – von türkischer wie von kurdischer Seite – heftig kritisiert worden. Offenbar hat Ayşe Kulin nicht nur den Mut, politisch brisante Themen zu behandeln, sie hat auch das Talent, schwierige Stoffe für ein großes Publikum gut lesbar aufzubereiten. Wie unterhaltsam und zugleich informativ das sein kann – dafür ist "Der schmale Pfad" ein gelungenes Beispiel.

Bitte melden Sie sich zur Veranstaltung an.

Weitere Bücher auf unserer Leseliste:
Elif Shafak: Schau mich an (20. Juni)

Für die zweite Jahreshälfte sind geplant:
Fatma Aydemir: Dschinns (19. September)
Ahmet Ümit: Nacht und Nebel (17. Oktober)
Murat Uyurkulak: Zorn (21. November)
Aşlı Erdoğan: Die Stadt mit der roten Pelerine (19. Dezember)