Lesekreis Türkische Literatur: Elif Shafak "Schau mich an"

Haus der Patriotischen Gesellschaft

Trostbrücke 4, 2. Stock
Gesellschaftsraum
20457 Hamburg
Deutschland

Lesekreis "Türkische Literatur"

Elif Shafak: "Schau mich an"

am Dienstag, 20. Juni 2023, 19:00 Uhr
im Haus der Patriotischen Gesellschaft, 2. OG, Gesellschaftsraum
Trostbrücke 4 (Kontoreingang), 20457 Hamburg

Einführung und Moderation: Detlef Rönfeldt (Sprecher des Lesekreises)

Bevor der Lesekreis "Türkische Literatur" bis zum 19. September in die Sommerpause geht, wollen wir uns am 20. Juni mit einer weiteren weltweit bekannten und nicht nur in der Türkei viel gelesenen Autorin beschäftigen – mit Elif Shafak (Şafak) und ihrem 2020 in deutscher Sprache erschienenen Roman "Schau mich an". Dazu möchten wir Sie herzlich einladen.

Elif Shafak, 1971 als Tochter einer Diplomatin und eines Philosophen in Straßburg geboren, hat in Ankara studiert, lebt heute in London und scheibt inzwischen vorwiegend in englischer Sprache. Sie ist mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet worden und hat an Universitäten in der Türkei, den USA und Großbritannien gelehrt. Ihr Werk umfasst Romane, Erzählungen und Essays, in denen sie sich engagiert mit politischen und religiösen Fragen beschäftigt, immer wieder auch mit Figuren, die Außenseiter sind oder am Rande der Gesellschaft stehen. Sie scheut sich nicht, auch umstrittene Themen anzupacken. Für ihren Roman "Der Bastard von Istanbul", in dem sie den türkisch-armenischen Konflikt thematisiert, wurde sie 2006 wegen "Verunglimpfung des Türkentums" angeklagt (allerdings freigesprochen), auch mit ihrem Roman "Unerhörte Stimmen" geriet sie 2019 wegen des Verdachts der "Terrorpropaganda" in Konflikt mit der türkischen Justiz. Sie ist häufig Gast auf internationalen Menschenrechtskonferenzen und erhebt auch als Kolumnistin immer wieder ihre Stimme für Frauen- und Minderheitenrechte, Demokratie, Meinungsfreiheit und den Dialog zwischen den Kulturen.

"Schau mich an", 1999 noch in türkischer Sprache geschrieben, ist einer von Elif Shafaks frühen und ungewöhnlichsten Romane. Auch diesmal geht es um Außenseiter – eine übergewichtige Frau und einen kleinwüchsigen Mann, die sich in Istanbul ineinander verlieben. Der Roman, in dem Zeitebenen, Textformen und Perspektiven lässig und leichtfüßig miteinander verwoben werden, ist aber noch weit weniger "politisch" als Elif Shafaks spätere Bücher. Er ist eine Erkundung des Sehens und der Macht des Blicks, des Selbstbilds und der Fremdwahrnehmung. In ihrem faszinierenden, mystischen und orientalisch bunten Roman geht Elif Shafak mit Tragik und Komik jonglierend der Frage nach, wie der Blick von außen sowohl zerstörerisch als auch rettend sein kann, wie er uns formt oder deformiert, verbindet oder trennt. In Zeiten von TikTok und Instagram ist das ein Thema von geradezu beklemmender Aktualität.

Auch diesmal wollen wir den Kreis der Teilnehmer im Interesse einer angeregten Diskussion wieder begrenzen. Wir bitten deshalb um Ihre Anmeldung bis zum 16. Juni.


Die nächsten Bücher auf unserer Leseliste:
Fatma Aydemir: Dschinns (19. September)
Ahmet Ümit: Nacht und Nebel (17. Oktober)
Achtung Änderung! Anlässlich des 100. Geburtstags von Yaşar Kemal, der 1972 den "Friedenspreis des deutschen Buchhandels" erhielt und als einer der wichtigsten Autoren der türkischen Literatur des 20. Jahrhunderts gilt, werden wir uns im November statt mit Murat Uyurkulaks "Zorn" mit Kemals Roman "Auch die Vögel sind fort" beschäftigen. (21. November)
Aşlı Erdoğan: Die Stadt mit der roten Pelerine (19. Dezember)