Lesekreis "Türkische Literatur"
Die in türkischer Sprache geschriebene Literatur, die oft durch eine überbordende Lust am Fabulieren besticht, ist bei uns bis auf wenige Ausnahmen ja leider kaum bekannt – trotz eines erstaunlichen formalen und thematischen Reichtums, trotz einer Vielzahl hervorragender Übersetzungen und obwohl die Türkei im Jahre 2008 Gastland der Frankfurter Buchmesse war. Allein das das wäre Grund genug, sich erneut oder zum ersten Mal mit türkischer Literatur zu beschäftigen und einzutauchen in eine Welt, die faszinierend zwischen Fremdheit und Nähe oszilliert und ein wenig an den Rand unserer kulturellen Wahrnehmung gerückt ist.
Hinzu kommt ein anderer Aspekt: Die Türkei hat auf dem Weg in die Moderne heftige Umbrüche erlebt, die bis heute nachwirken. Wir wollen uns – neben der reinen Freude an den Texten – auch der Frage widmen, wie sich die radikalen Veränderungen der türkischen Gesellschaft seit Gründung der Republik durch Kemal Atatürk im Jahre 1923 literarisch niedergeschlagen haben.
Wie gehen türkische Autorinnen und Autoren – auch die gibt es ja in großer Zahl – mit dem Spagat zwischen Tradition und Moderne, mit der Spannung zwischen Laizismus und radikaler Verwestlichung auf der einen, osmanischer Tradition und in weiten Teilen der Bevölkerung tief verwurzelten religiösen Bindungen auf der anderen Seite um?
Auch wenn das "türkische Modell" einer islamischen Demokratie vor nicht allzu langer Zeit im Westen zu großen (inzwischen leider etwas verblassten) Hoffnungen Anlass gab - diese Konflikte brechen mit schöner Regelmäßigkeit wieder auf, gerade in den letzten Jahren mit großer und für viele unerwarteter Vehemenz.
Die Romane auf unserer Leseliste
Necati Öziri: Vatermal (16. Januar 2024)
Yavuz Ekinci: Das ferne Dorf meiner Kindheit (20. Februar)
Selahattin Demirtaş: Kaltfront (19. März)
Murat Uyurkulak: Zorn (16. April)
Zülfü Livaneli: Unruhe (21. Mai)
Elif Shafak: Unerhörte Stimmen (18. Juni)
Orhan Pamuk: Cevdet und seine Söhne (17. September)
Ahmet Ümit: Patasana (15. Oktober)
Nedim Gürsel: Der Sohn des Hauptmanns (19. November)
Mario Levi: Istanbul war ein Märchen (17. Dezember)
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Alle Veranstaltungen dieser Reihe
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DetlefRönfeldt